Zur Geschichte der Sammlung
Die Archäologische Sammlung der Universität Wien verdankt ihre Entstehung dem ersten Lehrstuhlinhaber, Alexander Conze. Als er 1868/69 auf die neu geschaffene Lehrkanzel für Klassische Archäologie berufen wurde, musste Conze Aufbauarbeit leisten. Aus Göttingen und Halle an der Saale mit Sammlungen vertraut und in Wien in einem Zimmer der Alten Universität im Jesuitenviertel untergebracht, beantragte Conze zunächst Mittel für Bücher und Bildmaterialien, vor allem aber für Gipsabgüsse. In Wien fand Conze zwei namhafte Abgusssammlungen vor: Zum einen verfügte die Akademie der bildenden Künste über ein „Akademisches Gypsmuseum“, das dem Unterricht an der Akademie diente, aber auch dem allgemeinen Publikum die Entwicklung der Plastik aufzeigen und dessen Kunstverständnis fördern sollte. Zum anderen sammelte das k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie, das heutige Museum für angewandte Kunst, Gipse antiker Skulptur, die unter anderem Kunststudierenden und Kunsthandwerkern als Vorbilder dienten.
Die bestehenden Wiener Abgusssammlungen band Conze in seine Lehre ein und strebte zunächst keine eigenständige Sammlung an. Vielmehr sollten die Akademie-Bestände genutzt und um Ankäufe der Universität erweitert werden, um prospektiv in einem eigenen Museumsgebäude Platz zu finden. Die Sammlung blieb zunächst jedoch an der Akademie der bildenden Künste, die 1878 das heutige Gebäude am Schillerplatz bezogen hatte. Dort fanden die Abgüsse antiker Plastik ihren Platz neben Reproduktionen ägyptischer und vorderasiatischer Kunst, aber auch von Werken späterer Epochen.
Aufgrund des Erwerbs der ersten Abgüsse gilt 1869 als das Gründungsjahr der Archäologischen Sammlung, allerdings nahm diese erst im Jahr 1886 unter Conzes Nachfolger Otto Benndorf konkretere Gestalt an, und dies in mehrfacher Hinsicht. 1876 war das „Archäologisch-Epigraphische Seminar“ gegründet worden, das Alte Geschichte, Epigraphik und Klassische Archäologie vereinte und das 1884/85 in das neue Universitätsgebäude an der Ringstraße einzog.
Im folgenden Jahr, 1886, wurden die Abgüsse der Universität aus der gemeinsamen Aufstellung abgezogen. Die Beweggründe hierfür waren Benndorfs Wunsch nach einer Sammlung in der Nähe des Seminars, aber auch Platznot an der Akademie sowie unterschiedliche Vorstellungen, welche Funktionen Gipse erfüllen und welchen Kriterien sie entsprechen müssten. Nachdem Conze in der Planungsphase der neuen Universität am Ring eigenen Sammlungsräumlichkeiten eine Absage erteilt hatte, fand die ausgegliederte Universitätssammlung schließlich im Tiefparterre des Neubaus ihre Heimat. Für die Sammlung wurde 1886 zudem eine eigene Assistenz bewilligt, und gleichfalls auf dieses Jahr gehen die Inventarbücher der Sammlung zurück. Bis er 1898 von seiner Professur zurück- und die Leitung des neuen k. k. Österreichischen Archäologischen Instituts antrat, hatte Benndorf die Sammlungsbestände entschlossen auf über 1.000 Exponate ausgebaut und auch um Originale erweitert, vor allem um Keramik.
Im 20. Jahrhundert wuchs die Sammlung punktuell an, etwa in der Zwischenkriegszeit durch den Nachlass des Arztes, Forschungsreisenden und Universalgelehrten Felix von Luschan und die Sammlung des Geographen Eugen Oberhummer, aber auch durch weitere Schenkungen in den 1930er- und 40er-Jahren. Obwohl gegen Kriegsende mehrere Bomben das Universitätsgebäude trafen, überstand die Sammlung den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet.
Einen Einschnitt bedeutete die Teilung des Instituts in zwei eigenständige Institute für Alte Geschichte bzw. Klassische Archäologie im Jahr 1984, der 1988/89 der Umzug des letzteren an seinen heutigen Standort am Währinger Park folgte. Im Zuge dessen trennte man die Bestände in eine „Althistorische Sammlung“ mit vor allem texttragenden Originalen, entsprechenden Abgüssen und Abklatschen und in die „Archäologische Sammlung“, in der die meisten Antiken und Abgüsse ihren Platz fanden. Wechselnd intensiv in die Lehre eingebunden, avancierte die Sammlung in den 1980er- und 90er-Jahren zum Herzstück des Instituts, vor allem dank des langjährigen Sammlungsmitarbeiters Friedrich Brein.